Die digitale Transformation des Einzelhandels: Es geht um Komfort und Transparenz

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02.05.18 11:36

Von bewährten Online-Verfahren zu lernen, ist nicht etwas, was wir bei Snabble ausschließlich tun. Pilotprojekte auf der ganzen Welt zeigen, wie digitale Technologien typische Probleme des Einzelhandels lösen. Laut einer Umfrage des Bitkom sehen zwei Drittel der mehr als 500 befragten deutschen Einzelhändler die digitale Transformation als Chance. Allerdings sehen sich 77 Prozent als digitale Nachzügler - obwohl 65 Prozent sowohl im Laden als auch online verkaufen. Moderne Technologien wie Big-Data-Analytics oder Virtual Reality werden wenig bis gar nicht genutzt.

Ein besseres Verständnis der Wünsche und des Verhaltens der Kunden

Der digitale Wandel im Einzelhandel erschließt wertvolle Potenziale, indem er wichtige Kundenwünsche erfüllt. Online-Shopping bietet die größtmögliche Auswahl an Produkten mit detaillierten Informationen, Vorschlägen für Ergänzungen oder Alternativen und Personalisierung. Diese Vorteile des Online-Handels können nun auch vom stationären Handel kreativ genutzt werden, um das Kundenerlebnis zu optimieren. So wie Nike:

Ein Pilotprojekt im Einkaufszentrum Gallerie Commerciali Italia in Vimodrone bei Mailand, Italien, zeigt, wie die digitale Technologie auch hier eingesetzt werden kann. Die Betreiber können die Verkehrsströme analysieren und lenken, wissen, wie hoch der Anteil von Männern und Frauen an den Besucherzahlen ist, welche Musik die meisten Menschen anspricht, wo die Besucher mehr Zeit verbringen und welche Bereiche gut besucht sind.

Diese Informationen werden durch eine spezielle IT-Infrastruktur bereitgestellt, die vernetzte Kameras und Beacons sowie Wi-Fi umfasst. Spezielle Anwendungen analysieren und ermitteln anonym die Geschlechterverteilung und Altersstruktur der Besucher. Mit all diesem Wissen sind die Betreiber in der Lage, weniger frequentierte Bereiche attraktiver zu gestalten und die Besucher mit speziellen Angeboten dorthin zu lenken.

Ein attraktiveres Einkaufserlebnis

Das Einkaufszentrum in Vimodrone ist einer von drei Standorten in Mailand, an denen der Kommunikationsdienstleister BT eine neuartige Kombination aus Infrastrukturdiensten, CRM und In-Store-Lösungen implementiert hat. Ziel ist es, die Attraktivität des stationären Einzelhandels zu erhöhen und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen.

Wie zum Beispiel interaktive Displaysäulen, die die Werbung einer Cafeteria in einem anderen Stockwerk mit Kaffeeduft anreichern können. Oder ein komplexeres, an Minority Report erinnerndes Beispiel, bei dem die bereits erwähnten Kameras zum Einsatz kommen: Werbung für Handtaschen, die nur Frauen einer bestimmten Altersgruppe gezeigt wird, unterlegt mit einem dezenten Lederduft.

Nach dem Einkauf sorgt eine mobile App dafür, dass die Kunden ihr Auto im Parkhaus wiederfinden. Angemeldete Kunden erhalten über die App auch zusätzliche Vergünstigungen wie personalisierte Coupons und eine höhere Datenrate im kostenlosen Wi-Fi. Im Gegenzug erhalten die Betreiber wertvollere Informationen über ihre Kunden und können z. B. der Käuferin eines Kleides ein personalisiertes Angebot für passende Schuhe auf ihr Smartphone schicken.

Traditionelle Unternehmen setzen auf den digitalen Einzelhandel

Ein weiterer Vorreiter bei der Anwendung digitaler Einzelhandelstechnologie ist der Herrenausstatter Thomas Pink. In seiner New Yorker Filiale erfasst das Traditionsunternehmen die Wege von Besuchern und Waren mit Videosensoren. Big-Data-Analysen sagen das Kaufverhalten voraus und helfen bei der Gestaltung und Optimierung von Ladenlayout und Arbeitsabläufen. Darüber hinaus setzt Thomas Pink RFID-Etiketten ein, um den Warenbestand zu erfassen und zu lokalisieren. Das vermeidet zeitaufwändige manuelle Inventuren und sorgt dafür, dass die Mitarbeiter beispielsweise falsch sortierte Kleidungsstücke schneller finden können.

Auch dieses Beispiel zeigt, wie digitale Technologien typische Probleme des Einzelhandels lösen. Grundlage dafür ist eine leistungsfähige Informations- und Kommunikationsinfrastruktur, denn die digitale Transformation bedeutet nicht nur die isolierte Bereitstellung digitaler "Touchpoints" im Laden. Vielmehr gilt es, den Kunden durchgängig mit vernetzten Lösungen zu unterstützen - vom ersten Kontakt beim virtuellen Einkaufsbummel im Internet über die Informations- und Leitsysteme im Laden und die Interaktion mit dem Personal vor Ort bis hin zum Bezahlen, egal ob mit einer App, an Self-Checkout-Terminals oder an der guten alten Kasse.

In den Concept Stores der fiktiven Marke Alexander Black präsentieren die Mitglieder der Acuitas Digital Alliance (BT, Intel, RetailNext, NexGen Packaging, SATO Global Solutions und Valmarc Corporation) die Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit in realistischen Szenarien. In der Niederlassung im BT-Forschungszentrum im Adastral Park in Großbritannien können Besucher Kleidung anprobieren und sich auf einem Laufsteg filmen lassen. Anschließend können sie den Look des neuen Outfits selbst auf einem großen Bildschirm begutachten oder eine selbst zusammengestellte Jury aus Freunden über soziale Medien nach ihrer Meinung fragen.

Eine Theke mit eingebautem Touchscreen-Display liefert automatisch eine Fülle von Informationen über das Produkt, das ein potenzieller Kunde dort platziert hat - von Herkunft und Material über verfügbare Farben und Größen bis hin zu Pflegehinweisen. Und in der New Yorker Demo-Filiale von Alexander Black wird dem Besucher eine interaktive Umkleidekabine präsentiert. In ihr erhält der Kunde Vorschläge für passende Kleidungsstücke, während er sie in der Kabine auf einem interaktiven Display anprobiert. Sobald er über einen Touchscreen auswählt, was er als nächstes anprobieren möchte, erhält der Verkäufer eine Nachricht auf seinem Smartphone oder Tablet. In der Zwischenzeit kann er sich um andere Kunden im Verkaufsraum kümmern. Dies verbessert die Effizienz der Verkaufsprozesse und das Kundenerlebnis.

Quelle: IT4Retailers